13. 09. 2000 / DE
FCI - Standard Nr. 57
KURZHAARIGER UNGARISCHER VORSTEHHUND
(VIZSLA)
ÜBERSETZUNG : Peter Weit, Uwe Fischer und Dr. J.-
M.Paschoud.
URSPRUNG : Ungarn.
DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN
OFFIZIELLEN STANDARDS : 06. 04. 2000.
VERWENDUNG : Vielseitig einsetzbarer Jagdgebrauchshund, der
sowohl im Feld, im Wald und im Wasser brauchbar sein muss,
wobei er folgende typische Eigenschaften besitzt : ausgeprägter
Spürsinn, festes Vorstehen, ausgezeichnetes Apportierverhalten und
ziel-strebiges Verfolgen der Schwimmspur bei grosser
Wasserfreudigkeit. Er verträgt sowohl schwieriges Gelände als auch
extreme Wetterlagen. Als leistungsfähiger Jagdgebrauchshund sind
Schuss- und Wildscheue, eine fehlende Bereitschaft zum Vorstehen
bzw. zum Appportieren ebenso unerwünscht wie die fehlende
Wasser-freudigkeit. Wegen seines problemlosen Naturells und seiner
Anpassungsfähigkeit kann er auch in der Wohnung leicht gehalten
werden.
KLASSIFIKATION FCI: Gruppe 7 Vorstehhunde.
Sektion 1 Kontinentale Vorstehhunde.
Mit Arbeitsprüfung (Feld- und Wasserprüfung).
KURZER GESCHICHTLICHER ABRISS : Die Vorfahren des
ungarischen Vorstehhundes kamen mit den wandernden ungarischen
Stämmen in unsere Heimat. Schriftliche Erwähnung und
Darstellungen sind bereits in den Dokumenten aus dem 14.
Jahrhundert zu finden. Seine Bedeutung für die Jagd ist seit dem 18.
Jahrhundert stetig gewachsen. In Ungarn führte man bereits am Ende
des 19. Jahrhunderts Wettbewerbe für Vorstehhunde durch, an denen
auch die ungarischen Vorstehhunde mit grossem Erfolg teilnahmen.
Zu der damaligen Zeit spielten bei der Entwicklung der Rasse
wahrscheinlich andere Jagdhunderassen eine Rolle.Die zielgerichtete Zucht begann im Jahre 1920, wobei der
kurzhaarige ungarische Vorstehhund 1936 von der FCI anerkannt
worden ist.
ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD : Mittelgrosser,
eleganter Jagdhund von edlem Äusseren und mit kurzem,
semmelgelbem Haarkleid. Der eher leichte, trockene, hagere Aufbau
spiegelt die Harmonie von Schönheit und Kraft wieder.
WICHTIGE PROPORTIONEN :
· Die Körperlänge übertrifft etwas die Widerristhöhe.
· Die Brustkorbtiefe beträgt etwas weniger als die Hälfte der
Widerristhöhe.
· Der Fang ist etwas kürzer als die Hälfte der Kopflänge.
VERHALTEN / CHARAKTER (WESEN) : Lebhaft, freundlich,
ausgeglichen, leicht erziehbar. Die hervorragende
Kontaktbereitschaft gehört zu seinen grundlegenden Eigenschaften.
Er verträgt keine grobe Behandlung und darf weder aggressiv noch
scheu sein.
KOPF : Trocken, edel, wohl proportioniert.
OBERKOPF :
Schädel : Mässig breit, leicht gewölbt, in der Mitte eine schwach
ausgebildete Stirnfurche aufweisend, die von dem mässig
entwickelten Hinterhauptbein ausgeht und in Richtung des Stops
verläuft. Die Augenbrauenbogen sind mässig entwickelt.
Stopp : Mässig.
GESICHTSSCHÄDEL :
Nasenschwamm : Breiter und gut entwickelter Nasenschwamm mit
möglichst weiten Nasenlöchern. Die Farbe des Nasenschwamms
harmonisiert in einem dunklen Ton mit der Farbe des Haarkleides.
Fang : Stumpf, nicht zugespitzt, mit kräftigen Kiefern, stark
muskulös. Der Nasenrücken ist gerade.
Lefzen : Straff anliegend, keine Hängebelefzung.Kiefer / Zähne : Kräftige Kiefer mit einem perfekten, regelmässigen
und vollständigen Scherengebiss, wobei die obere Schneidezahnreihe
ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne in etwa
senkrecht im Kiefer stehen; mit 42 gesunden Zähnen gemäss
Zahnformel.
Backen : Kräftig, gut bemuskelt.
Augen : Leicht oval, von mittlerer Grösse. Die Lider sind gut am
Augapfel anliegend. Der Blick ist lebhaft und intelligent. Die
Augenfarbe ist braun und harmonisiert mit der Farbe des Haarkleids,
wobei bevorzugt wird, wenn die Augen möglichst dunkel sind.
Ohren : Etwas hinten und mittelhoch angesetzt. Der Ohrlappen ist
fein, liegt an den Backen an und endet nach unten in einer
abgerundeten V-Form. Die Länge beträgt etwa drei Viertel der
Kopflänge.
HALS : Mittellang, in Harmonie zum Gesamtbild. Nacken sehr
muskulös und leicht gewölbt. Straff anliegende Kehlhaut.
KÖRPER :
Widerrist : Ausgeprägt und muskulös.
Rücken : Fest, gut bemuskelt, straff und gerade. Die Dornfortsätze
sollen durch Muskulatur verdeckt sein.
Lenden : Kurz, breit, straff, muskulös, gerade oder leicht gewölbt.
Übergang vom Rücken zur Lende stramm und kompakt.
Kruppe : Breit und genügend lang, nicht kurz abgeschlagen, zur Rute
hin leicht abfallend; gut bemuskelt.
Brust : Tief und breit mit gut ausgeprägter, muskulöser und
mittelmässig gewölbter Vorbrust; möglichst weit nach hinten
reichendes Brustbein. Brustbein und Ellenbogengelenk sollen auf
gleicher Höhe liegen. Rippen mässig gewölbt. Hintere Rippen gut
herabreichend.
Untere Profillinie und Bauch : In einem eleganten Bogen leicht
aufgezogen nach hinten verlaufend, straff.
RUTE : Ein wenig tief angesetzt, am Ansatz kräftig, sodann sich
verjüngend. In Ländern in denen kein Kupierverbot gesetzlich
vorgeschrieben ist, wird die Rute vorsorglich für den Jagdeinsatz um
ein Viertel gekürzt.Sofern die Rute nicht gekürzt werden kann, reicht sie bis zum
Sprunggelenk und wird gerade bzw. leicht säbelförmig getragen. In
der Bewegung wird sie bis zur Horizontalen erhoben. Rute gut und
dicht behaart.
GLIEDMASSEN
VORDERHAND :
Allgemeines : Von vorne betrachtet sind die Vorderläufe parallel;
von der Seite betrachtet senkrecht und gut unter dem Körper gestellt.
Gute Knochenstruktur und starke Muskulatur.
Schulter : Schulterblatt lang, schräg und nach hinten flach anliegend.
Elastisch in der Bewegung. Kräftige, trockene Muskulatur. Gute
Winkelung zwischen Schulterblatt und Oberarm.
Oberarm : Möglichst lang und gut bemuskelt.
Ellenbogen : Am Körper anliegend, jedoch nicht angepresst, weder
auswärts noch einwärts gedreht. Gute Winkelung zwischen Oberarm
und Unterarm.
Unterarm Lang, gerade, ausreichend bemuskelt. Kräftige, nicht
grobe Knochen.
Vorderfusswurzelgelenk : Trocken, straff.
Vordermittelfuss : Kurz, nur ganz leicht schräg gestellt.
Vorderpfoten : Leicht oval, mit eng aneinanderliegenden,
ausreichend gewölbten, kräftigen Zehen. Kräftige, braune Krallen.
Derbe, widerstandsfähige, schiefergraue Ballen. Im Stand und in der
Bewegung fussen die Pfoten parallel.
HINTERHAND :
Allgemeines : Von hinten betrachtet sind die Hinterläufe gerade und
parallel. Gute Winkelungen. Kräftige Knochen.
Oberschenkel : Lang und muskulös. Gute Winkelung zwischen
Becken und Oberschenkel.
Knie : Gute Winkelung zwischen Ober- und Unterschenkel.
Unterschenkel : Lang, muskulös und sehnig. Seine Länge entspricht
beinahe der Länge des Oberschenkels. Gute Winkelung zwischen
Unterschenkel und Hintermittelfuss.
Sprunggelenk : Kräftig, trocken und sehnig, relativ niedrig gestellt.
Hintermittelfuss : Senkrecht, kurz und trocken.Hinterpfoten : Wie die Vorderpfoten.
GANGWERK : Seine typische Gangart ist ein schwungvoller,
leicht-füssiger, eleganter und raumgreifender Trab,mit viel Schub
und ent-sprechendem Vortritt. Während der Feldsuche ausdauernder
Galopp.
Der Rücken ist fest und die obere Linie weicht von der
Waagerechten nicht ab. Gut aufgerichtete Haltung. Passgang ist
unerwünscht.
HAUT : Straff anliegend, ohne Faltenbildung. Die Haut ist gut
pigmentiert.
HAARKLEID
Haar : Kurz und dicht, soll sich derb und hart anfühlen. Am Kopf
und am Behang soll es dünner, seidiger und kürzer sein, an der
Unterseite der Rute etwas, aber nicht auffallend länger. Es sollte den
ganzen Körper bedecken; der Bauch ist etwas leichter behaart. Keine
Unterwolle.
Farbe : Verschiedene Abstufungen von semmelgelb. Der Behang
kann etwas dunkler sein, sonst einheitlich in der Farbe. Rote,
bräunliche, oder aufgehellte Farbtöne sind unerwünscht. Ein kleiner,
weisser Fleck an der Brust oder im Bereich der Kehle, dessen
Durchmesser 5 cm nicht überschreiten darf, sowie weisse Abzeichen
an den Zehen gelten nicht als Fehler. Die Farbe der Lefzen und der
Augenlider entspricht der Farbe des Nasenschwammes.
GRÖSSE :
Widerristhöhe : Rüden : 58 - 64 cm.
Hündinnen : 54 - 60 cm.
Es ist unproduktiv die Widerristhöhe zu vergrössern. Eine mittlere
Grösse ist anzustreben. Das statische und dynamische Gleichgewicht
und die Symmetrie sind weitaus wichtiger als die in Zentimeter
gemessene Grösse.FEHLER : Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss
als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem
Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte und dessen
Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes zu
beachten ist.
DISQUALIFIZIERENDE FEHLER:
· Aggressive oder űbermässig ängstliche Hunde
· Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder
Verhaltensstőrungen aufweisen, műssen disqualifiziert werden.
· Jede Art von Wesensschwäche.
· Deutliche Abweichungen von den Rassemerkmalen.
· Grobe Abweichungen vom Geschlechtstyp.
· Untypischer Kopf.
· Gefleckter Nasenschwamm.
· Hängende oder geifernde Lefzen.
· Vorbiss, Rückbiss, Kreuzgebiss sowie alle Übergangsformen
dazu.
· Fehlen von einem Zahn oder mehrerer Zähne von den
Schneidezähnen und/oder den Eckzähnen und/oder den
Prämolaren 2-4 und/oder den Molaren 1-2, Fehlen von mehr als
zwei PM1; die M3 werden nicht berücksichtigt. Nicht sichtbare
Zähne gelten als fehlende Zähne.
· Überzählige Zähne ausserhalb der Zahnreihe.
· Wolfsrachen, Hasenscharte.
· Hellgelbe Augen. Stark lose Lider, Ektropium, Entropium,
Distichiasis (doppelt angelegte Wimpernreihe).
· Ausgeprägte Wamme.
· Afterkrallen.
· Schwer fehlerhafte Bewegung.
· Atypische Behaarung.
· Dunkelbraune oder fahlgelbe Farbe, Mehrfarbigkeit,
uneinheitliche Farbe. Weisser Brustfleck grösser als 5 cm.
· Weisse Pfoten.Pigmentmangel sowohl an der Haut wie auch an den Augenlidern
und Lefzen.
· Über- oder Untergrösse von mehr als 2 cm.
N.B.
· Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden
aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.
· Zur Zucht sollen ausschließlich funktional und klinisch
gesunde, rassetypische Hunde verwendet werden.